Was man so alles beim Kauf übersieht, wenn gut geredete wird und man sich einfach in das Ding verliebt hat …
Nach Inspektion der Aufbautechnik wurde schnell klar, dass da keine Experten am Werk waren. Eine angeschmökelte Lüsterklemme, die zu einem Plus-Verteiler umgebastelt wurde, sprach Bände. Der Solarladeregler hat dann wohl auch schon die Rente eingereicht und die beiden 140Ah Batterien dann wohl auch kurz danach. Somit war hier erster Handlungsbedarf. Also einmal Laderegler neu, Verkabelungen prüfen, Sicherungsblock einsetzen und dann mal sehen, ob die Batterien sich doch noch zum Leben erwecken lassen. Hat allerdings nicht funktioniert, somit beide raus und eine 230Ah wieder rein. Zum Glück habe die beiden Solarmodule noch ordentlich geliefert und man konnte diese auf jeweils 70 Watt taxieren. Das erschien mir aber doch ein bisschen zu wenig für Schlechtwetterperioden. Also auch hier einmal was Neues aufs Dach. Wir haben uns für 3 x 100 Watt entschieden und werden damit wohl locker eine Woche autark stehen können.
Bei der ersten kleinen Ausfahrt und einem Megaregen, wurde durch tropfendes Wasser dann auch klar, dass das große Heki auch mal neu eingedichtet werden muss. Darf auch mal nach 26 Jahren so sein. Aber bei Sichtung des Daches wurde auch klar, dass ein neuer Anstrich drauf muss. Na dann kann man das alles in einem machen, oder? So war es dann auch. Durch gute Freunde konnten wir eine Halle nutzen und das Dach sanieren, also Anstrich, Dachluke neu Eindichten, Solarmodule tauchen und dann auch gleich noch ein kleines Heki hinten anstelle der antiken Plastikdachluke einsetzen. Insgesamt sind drei volle Tage Arbeitszeit dabei zustande gekommen, mit einem sehr guten Ergebnis.
Zwischendurch gab es dann auch eine Durchsicht in der Werkstatt mit anschließendem 1,5 tägigen Aufenthalt. Alle vier Bremsen an den Hinterachsen, Bremsflüssigkeit, Ölwanne, Ölfilter, Ölwechsel, Keilrippenriemen, Dieselfilter, Luftfilter, neuer Querträger und einmal alles sichten und checken. Will ist ready for Takeoff!
Vielleicht noch etwas zum Reifendruck. Ich war am Anfang doch etwas unzufrieden, dass ein Wohnmobil aus dem Baujahr 1998 dann doch genau so viel rumpelt, wie eins von 1991. Ich bin dann stutzig geworden und habe mir mal was zum Reifendruck angelesen. Und siehe da, an der Vorderachse waren 4,5 bar drauf, obwohl 3,5 bar reichen und an der Hinterachse wurde von 4,2 auf 3,2 bar reduziert. Was ein Unterschied! MEGA! Am Ende bin ich vorne auf 3,7 bar und hinten auf 3,3 bar gegangen. Man bleibt halt doch skeptisch und vorsichtig, obwohl man es wohl nicht braucht. Reigendrucktabellen und Achslast kann man nicht falsch deuten. Meine Quelle, die mich überzeugt, ist im Ducato-Forum zu finden.
Die noch nicht lange installierte Sonnenstromerzeugung auf dem Dach von Bürsti hat die ersten Probleme schon Oktober 2023 in Düsseldorf gemacht. Nachdem die Feststellung gemacht wurde, dass die Batterie des Aufbaus nicht wirklich geladen ist und sich die Kapazität dem Ende neigte, ging es auf Fehlersuche. An fehlender Sonne konnte es auf jeden Fall nicht liegen. Nach ein bisschen Suche im Internet auch nicht schlauer …
Am Ende war die Idee, die Module und die Batterie einmal abzuklemmen und dann, nach einer längeren Pause, wieder erneut anzuschließen. Als dann die Solarmodule wieder Strom liefern durften, rauchte der Victron-MPPT-Regler direkt ab, im wahrsten Sinne des Wortes. Mit den letzten Rauchzeichen war es das für ihn. Na toll. Was kann es denn jetzt nur sein? Ok, vielleicht hat der Regler ein Problem gehabt, da ich diesen auch gebraucht gekauft habe. Also einen neuen Regler gekauft, diesmal gleich mit mehr Ladestrom und mehr Kurzschlusssicherheit. Die Wahl fiel auf einen EctivePro Regler 100/30. Diesen dann angeschlossen und Bürsti voller Vorfreude auf eine volle Batterie alleine gelassen. Aber Pustekuchen. Der Regler hat mit den Modulen wohl nichts anfangen können und hat nichts geladen. Somit standen wir in Berlin auf der Weihnachtsmarkt-Tour ohne Sonnenstrom da. Nach viel Messen mit einem Billig-Multimeter und gefährlichem Halbwissen lag der Verdacht dann schnell bei einem der beiden Solarmodule.
Nach Kontaktaufnahme mit dem Verkäufer, wurde durch meine nicht vorhandene Messtechnik das Einsenden der Module beschlossen. Nach unzähligen Mails mit dem überprüfenden Unternehmen, zur Beschreibung des Fehlers, konnte dort kein Fehler festgestellt werden. Somit kamen die Module wieder zurück zu mir. Aber was nun … nach dem Anschließen der Module meldete der neue Regler direkt Überspannung an der Eingangsseite. Nanu! Endlich mal eine Fehlermeldung! Dann jeweils nur ein Modul angeschlossen und siehe da, das linke Modul löst die Üaberspannung aus. Wieder ein paar Mails später kam ein neues Modul und schwups, alles läuft. Für mich auf jeden Fall alles sehr lehrreich gewesen und jetzt Halbprofi in Sachen Solar / PV auf dem Wohnmobil.
Nach langer Vorbereitung und dem Lesen von unzähligen Bereichen über die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Wohnmobil und Festlegung, welche Komponenten zum Einsatz kommen, war es dann auch endlich mal so weit. Ich glaube, ich habe ein Jahr damit zugebracht mir, mir den Kopf zu zermartern und immer wieder durch die verschiedensten Berichte im Internet immer wieder meine Meinung geändert.
In vielen Berichten wird kommuniziert, dass man 12 Volt Module benötigt, oder nutzen sollte und Module mit einer höheren Spannung (Volt) nur für Spezialanwendungen oder 24V-System benötigt werden. Das ist erstmal Quatsch. Der Laderegler entscheidet, was für eine Spannung herausgeht. Damit wäre die erste Hürde geschafft. Jetzt muss man sich entscheiden, welche Spannung die Module haben soll, oder eben haben. Kann ja sein, dass man da was Schönes gebrauchtes bekommt. Meine Entscheidung: zwei Module á 36V mit 100Watt Leistung
Endergebnis auf dem Dach
Hat man sich dann nun für eine Spannung der Module (oder eben nur eines Moduls) entschieden, kann man an die Suche nach einem Laderegler machen. Gesetz ist in jedem Fall ein MPPT-Regler, der am effizientesten arbeitet. Dieser muss jetzt mit der Spannung umgehen können, die geliefert wird. Jetzt nur aufgepasst, denn die nächste Entscheidung steht an, sonst ist keine Auswahl möglich.
Parallel oder in Reihe schalten? Genau da gehen die Meinungen extrem auseinander. Viele reden von Stau in den Modulen bei Reihenschaltung und was weiß ich. Das kann bei 12V-Modulen gut sein, da fehlen mir dann die Werte. Man muss einfach wissen, dass bei der Reihenschaltung die Spannung sich addiert und die Stromstärke (A) eben nicht, also bleibt diese bei zwei Modulen genau gleich. Bei der Parallelschaltung genau umgekehrt, die Spannung (V) bleibt gleich, aber die Stromstärke (A) der Module addiert sich. Meine Entscheidung: Reihenschaltung, sodass bei mir 72V entstehen und 2,74A aus den Modulen kommen. Nur zur Vollständigkeit wären es bei Parallelschaltung also 36V und 5,48A. Diese Werte haben nicht nur Einfluss auf die Auswahl des Ladereglers, sondern in anderen Modulvarianten auch auf die Verkabelung im Sinne des Kabelquerschnittes. Aber das wird auch ein wenig übertrieben in dem ein oder anderen Beitrag. An meinen Modulen ist 4qmm Kabel dran und ich bin mit 6qmm in die Verkabelung gegangen. So ist man in jedem Fall vorbereitet, wenn doch noch ein Modul dazu kommen sollte.
Nun den Laderegler auswählen. Ich kann jetzt nur in Sachen Victron Laderegler sprechen, bitte verzeiht es mir. Das ist auch keine bezahlte Werbung, sondern das scheinen einfach die besten MPPT-Regler unter der Sonne zu sein. Also, Faktencheck: Module in Reihe liefern 72V. Achtung: bei Kurzschluss, was wir nicht hoffen wollen, auch gerne 88,2V. Das muss der Regler also mindestens aushalten. Batterie ist bei mir eine Blei-Säure von VARTA, genau die LFD75, also 12V mit 75Ah. Habe ich so gekauft mit dem Wohnmobil und im Jahr 2020 eins zu eins erneuert. Nach Faustregel Ah/10 würde somit 7,5A Ladestrom ausreichen und gut sein. Zusammenfassung: 88,2V und 7,5A Somit wäre es dann bei Victron ein 100/15. Spannungseingang bis 100V und Ladestrom max. 15A möglich. Passt. Das hat der Regler auch noch Bluetooth und entsprechende App, sodass man sich immer mal informieren kann, was da gerade so los ist.
Was braucht man noch? Dachdurchführung. Das ist die leichteste Aufgabe. Einfach kaufen. Dazu noch Dichtungsmasse und Kleber, oder Kombination. Dazu noch Halterungen für die Module. Bei den Halterungen gibt es oft sie propagierten Spoiler. Also wenn ihr wenig bis keinen Wind auf dem Dach habt, so wie bei mir, dann vergesst die Spoiler. Kosten zu viel gegenüber einfachen Halterungen aus Aluminium für die normale Hausdachmontage. Habe für 16 Stück mit Schrauben 20 € bezahlt. Benötigt habe ich nur 12. Somit könnte ich notfalls noch ein drittes Modul installieren, da ich gemerkt habe, dass es pro Modul auch vier Halterungen getan hätten. Ich habe mich für Selbstbohrschrauben entschieden, da ich am Installationsort eh Aluriffelblech auf dem Dach habe. Vorher etwas Dichtmasse unter gedrückt und Schrauben rein, fertig. Das Wasser bleibt draußen und die Module bombenfest.
Querstrebe und Zollstock -> Beste Helfer des Tages
Am schwierigsten ist die Kabelführung in das Wohnmobil und im Inneren selbst. Da habe ich doch ein paar Angstschweißperlen auf der Stirn gehabt … wo Bohren und komme ich an der richtigen Stelle raus? Wie geht es dann weiter? Somit musste der Eckschrank oben einmal raus, um zu sichten, was da im Weg sein könnte. Zum Glück nichts. Also grob messen und ab aufs Dach. Dann Bohrer ansetzen und ein kleines Stoßgebet. Geklappt! Dann ich den Schrank mit Löchern versehen und alles Palette. Die Dachdurchführung habe ich diesmal geklebt, anstelle mit Dichtungskleber, wie bei Dachluken und Co., zu nutzen. Erschien mir irgendwie besser. Dann noch alles ordentlich mit Aderendhülsen versehen und anklemmen. Genau, so einfach ging es dann nicht. Mit 6qmm Aderendhülsen bin ich gar nicht in den Laderegler gekommen! Also Isolierung verdünnen und 4qmm Hülsen darauf bugsieren. Das war dann die Lösung des Problems, hat aber alleine eine halbe Stunde Zeit benötigt.
Hat einige Nerven gekostet, den Schrank zu demontieren
Nun war alles erledigt, nur auf dem Dach waren die Steckverbindungen noch getrennt. Also erstmal die Verpackung auf die Module gelegt, damit kein Strom fließt. Dann den Laderegler an die Batterie abgeklemmt, damit er merkt, dass es eine 12V Batterie ist. Dann die Bluetooth-Verbindung hergestellt und die App gestartet, die zuerst Updates auf den Regler gespielt hat. Nach erfolgreichem Abschluss dann ab aufs Dach, gespannter Blick auf die App und Pappen von den Modulen genommen … läuft! Der erste Sonnenstrom fließt in die Batterie!
Bester Wert, kurz nach der Inbetriebnahme
Alles in allem ist es gut gelaufen und das Ergebnis ist genau so, wie ich es mir erhofft habe. Also alles aufräumen und den Tag weiter genießen. Fix Stellplatz organisiert und los geht’s!
Übrigens hier mal ein Bild vom Himmel und den erreichten Werten. Hier war ich doch überrascht, was noch ankommt. Auch bei 17Watt Leistung kommen 73,25V zusammen und ein Ladestrom von 1,2A. Hätte ich nicht gedacht. Das Gleiche ergibt sich auch bei voller, aber heller Wolkendecke. Werde somit die ersten Zweifel los, dass ich mit den Modulen bei der Spannung übertrieben habe und Reihenschaltung gewagt ist. Somit entfallen erstmal weiter Tests 😉